Jürgen Klopp hat sich offen über seine persönliche Entwicklung als Trainer geäußert. "Ich bin jetzt ein besserer Trainer als vor zehn Jahren, das Gesamtpaket Klopp ist stimmiger, vielschichtiger", sagt der Coach des FC Liverpool im SPORTBUZZER-Interview: "Es ist in meinem Job in England essenziell, in allen Bereichen möglichst die Besten und Motiviertesten zu finden und für sich zu gewinnen. Das ist die hohe Kunst und größte Herausforderung. Spieler, Trainer, Physios, Masseure, Ärzte, Videoanalysten, in der Ernährungsberatung, Kommunikation - überall. Wir sind beim FC Liverpool sensationell aufgestellt. Ich vertraue meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu 100 Prozent, der LFC ist weit entfernt von einer One-Man-Show."

Zudem sei er in brenzligen Situationen oder beim Blick auf etwaige Fehlentscheidungen gegen seine Mannschaft insgesamt gelassener geworden. "Ich bin immer noch mit allem, was ich habe, dabei, bin auch immer noch ein Gerechtigkeitsfanatiker, lege mich aber nicht mehr mit Gott und der Welt an. Es bringt nichts, kostet Kraft und sieht im Fernsehen furchtbar aus. Ich war manchmal selbst erschrocken, wie ich aus der Wäsche fuhr und guckte. Ich konnte das früher nicht kontrollieren. Jetzt kann ich es", sagt der 53-Jährige.
Klopp: Darum musste ich nach dem Liverpool-Titel weinen
Seiner Emotionalität tut dies jedoch keinen Abbruch. Nachdem er Liverpool in der abgelaufenen Saison zum ersten englischen Meistertitel seit 30 Jahren geführt hatte, konnte Klopp die Tränen nicht zurückhalten. Er erklärt: "Der Klub und seine Fans haben viel durchgemacht, sind immer eine Einheit geblieben. Für die Meisterschaft hätten viele ihr Leben gegeben, also im übertragenen Sinn. Und in dem Moment, als wir es geschafft hatten, wurde mir erst bewusst, wie groß und bedeutsam es für alle 'Reds' ist. Dann fließen schon mal Tränen."
Ausgelassener Jubel: So feiert der FC Liverpool die Meisterschaft
Dabei sah es zeitweilig so aus, als würde der Klub auf dem Weg zum Titel doch noch ausgebremst werden. Zwar führte Liverpool die Premier League schon lange nahezu uneinholbar an, dann kam jedoch die Corona-Pandemie. Die Saison wurde unterbrochen, ihre Fortsetzung war zunächst offen. Klopp erinnert an die Verhältnismäßigkeiten zwischen Sport und Belangen von gesellschaftlich weitaus größerer Relevanz. Er sagt: "Der Fußball ist für mich extrem wichtig, aber eben auch nicht alles."


Klopp weiter: "Meine Gedanken kreisten nicht um unseren Titel, sondern um Corona, um die vielen Toten und Kranken. Um die Menschen, die rund um die Uhr in Krankenhäusern schuften. Um Menschen, die um ihre Existenz fürchteten oder sie verloren haben. Um die Menschen, die nicht aus ihren beengten Wohnungen durften. Und wenn auch nur ein Corona-Test der Premier League auf Kosten der Allgemeinheit gegangen wäre, wäre ich der Erste gewesen, der gesagt hätte: Sorry, Leute, Fußball ist jetzt nicht wichtig, schließt die Stadien ab." Am Ende rollte aber auch in England wieder der Ball und Liverpool konnte sein Werk vollenden.
Klopp an Timo Werner: "Man sieht sich in der Premier League"
Mit Blick auf die kommende Saison haben Klopp und sein Team wohl einen weiteren ernsthaften Herausforderer: Der FC Chelsea, in der vergangenen Spielzeit nur Tabellenvierter, rüstet kräftig auf. So werben die Londoner um Kai Havertz und haben mit Timo Werner bereits einen anderen deutschen Nationalspieler unter Vertrag genommen. Klopp hätte den Ex-Leipziger auch gern in seiner Mannschaft gehabt. "Viele Top-Vereine haben sich mit Timo beschäftigt, auch wir", sagt er und gibt sich als fairer Verlierer des Transfer-Pokers: "Ich schätze Timo, er hat große Qualitäten, unglaubliches Tempo, ist nie verletzt. Man sieht sich in der Premier League."
August 17, 2020 at 11:32PM
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